Erfolgreich in die Zukunft! 4 sichere Tipps, wie Sie „Sackgassen-Strategien“ erfolgreich vermeiden!
Die „Unlogik“ unserer Strategieentscheidungen
Sie kennen vermutlich die Geschichte von Nokia, einst ein Gigant und „Marktbeherrscher“ der Handybranche. Zu wissen, wie Kunden sehr einfach und komfortabel Mobiltelefone nutzen können und welche Features erforderlich waren, bildete die Kernkompetenz von Nokia. Wie kann ein Unternehmen mit einer derartigen Kompetenz scheitern?
Das gut dokumentierte Scheitern von Nokia wurde zu einem großen Teil dadurch verursacht, dass das Unternehmen immer weiter in das eigene Betriebssystem investierte – selbst dann noch, als Android und iOS bereits den Markt beherrschten.
Was war geschehen? Warum treten Unternehmen immer wieder die Reise in „Sackgassen“ an und verschlafen sich neu zu orientieren?
Strategien werden nicht von Unternehmen selbst, sondern von Menschen entwickelt. Menschen sind diejenigen, die die Entscheidungen treffen, ob an einer Strategie festgehalten oder diese einer Runderneuerung unterzogen wird. Manager neigen natürgemäß dazu sehr lange auf Bewährtes zu setzen. Denn sich laufend an Veränderungen anzupassen oder sogar innovative Akzente zu setzen ist anstrengend. Man bekommt den Eindruck solange noch Umsatz in die Kassen gespült wird, gibt es keinen Grund eine Strategie zu schärfen oder ein neues Zukunftsmodell zu entwickeln. Sogar in Zeiten von veränderten Rahmenbedingungen und erkennbaren Anzeichen für Sturm bleiben die Mühlen der Veränderung still.
In der Managementliteratur gibt es den Begriff: „eskalierendes Commitment“, das bedeutet so viel wie das zu lange Festhalten an einer ehemals erfolgreichen Strategie.
Das eskalierende Commitment ist tief im menschlichen Denken verwurzelt. Menschen neigen dazu, an einem einmal eingeschlagenen Kurs festzuhalten, auch wenn dies irrational ist.
Was genau passiert hier?
Die Forschung hat einige Wahrnehmungsverzerrungen identifiziert, die sich gegenseitig verstärken und zusammen erklären, warum Menschen sich von einer einmal eingegangen Verpflichtung bzw. Strategiefestlegung nicht mehr davon abbringen lassen.
4 psychologische Gründe – Finden Sie sich wieder?
- „Sunk Cost Fallacy“ – Effekt
Bei Investitions- und Strategieentscheidungen berechnen Menschen oft die bereits angefallenen Kosten und Aufwände ein. Würden sie die eingeschlagene Strategie aufgeben, wäre dieses Geld verloren. Sie hoffen also, dass sie bei einer Weiterführung des Vorhabens die Ausgaben wieder hereinholen können. Damit wäre die frühere Investitionsentscheidung gerechtfertigt.
- Verlustaversion
Dieses Verhalten ist sehr weit verbreitet. Wenn die Änderung einer Handlungsweise sicher direkte Verluste mit sich bringen würde, entscheiden sich viele dafür, weitere Ressourcen zu investieren, um den einmal gewählten Kurs fortsetzen zu können – sofern sie eine Chance sehen, dass sich die Lage damit zum Guten wendet. Das tun sie auch dann, wenn nur ein geringer Gewinn zu erwarten ist.
- Wunsch nach Vollständigkeit
Zahlreiche psychologische Experimente haben gezeigt, dass die meisten Menschen unwillkürlich danach streben, Aufgaben, die sie einmal begonnen haben, auch abzuschließen. Das gilt für Dinge, wie den Teller leer essen oder das Durchziehen einer Strategie bis zum bitteren Ende.
- Regret-Theorie – Vermeidung von Reue und den Verlust von Ansehen
Dabei handelt es sich um die Emotion der Reue, welche der Entscheidungsträger erfährt, wenn er realisiert, dass er sich in der Vergangenheit falsch entschieden hat oder weiß, dass die derzeitige Strategie die falsche Entscheidung ist. Der „falsche“ Stolz ist dabei ein wesentlicher Treiber. Speziell bei inhabergeführten KMU-Betrieben haben wir in unserer Praxis diese Theorie schon oft erlebt. Auch wenn Inhaber*innen erkennen, dass sie falsche strategische Entscheidungen getroffen hat, fällt ihnen das Zugeben gegenüber ihren MitarbeiterInnen und externen Beratern oder Stakeholdern sehr schwer. Die Angst des Identitätsverlustes ist zu groß – schließlich „müssen“ Chef*innen gute und richtige Entscheidungen treffen – dominiert an der Stelle die fälschliche Haltung.
Unsere 4 heißen Tipps, um Sackgassen-Strategien und das „eskalierende Commitment“ erfolgreich zu vermeiden.
- Bilden Sie Strategie-/Projekt-Teams
Vielfalt fördert Kreativität, Meinungen und Perspektiven. Schaffen Sie Strukturen und ein Umfeld, in denen MitarbeiterInnen sich zu Wort melden, kritische Informationen teilen und das Vorgehen des Unternehmens infrage stellen können. Lagern Sie die Vorarbeit für ihre strategischen Entscheidungen nicht auf ein kleines Strategieteam von 2-3 Personen aus, indem Sie als Entscheider dabei sind. Je größer und heterogener die Zusammensetzung, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass alle Gefahren und Chancen einer Strategie erfasst und evaluiert werden können.
- Neuer Stolz
Verzichten Sie auf den emotional geleiteten „falschen Stolz“, der Ihnen möglicherweise viele tolle Chancen zunichtemacht. Setzen Sie auf jenen Stolz, der Ihre Größe als Manger*in oder Geschäftsführer*in darin erkennen lässt, dass sie interne und externe Expert*innen und Meinungen zu strategischen Fragen zulassen und Entscheidungen vordergründig nicht emotional, sondern rational und nach objektiven Kriterien treffen.
- Berücksichtigen Sie Alternativen
Es lohnt sich immer, strategische Alternativen bzw. Szenarien bewusst zu entwickeln. Zum Beispiel können Sie den Blick zurück aus der Zukunft werfen und Szenarien bilden. Bei diesem Ansatz überlegen die Betreffenden bewusst, was bei der gegenwärtigen oder neuen Strategie schiefgehen kann. Wie das geht? Ganz einfach. Nehmen wir an, es ist der 15. Juli 2025, und es ist eingetreten, was niemand erwartet hätte: Unsere Strategie hat nicht funktioniert. Arbeiten Sie heraus, was die Gründe und Hypothesen dafür sein könnten. Im Nachgang werden diese Annahmen tiefergehend überprüft und bewertet.
- Legen Sie Entscheidungsregeln fest und denken Sie rational
Sie gelangen zu objektiveren und richtigeren Entscheidungen, wenn Sie im Vorfeld Entscheidungsregeln festlegen und sich darauf einigen. Wenn Entscheidungen getroffen werden müssen, ohne dass harte Zahlen verfügbar sind, können nicht numerische Regeln auch sehr gut weiterhelfen. Zum Beispiel können Sie wichtige Entscheidungskriterien definieren und Führungskräfte und Mitarbeiter*innen abstimmen lassen.
Achten Sie speziell beim „Sunk Cost Fallacy“ – Effekt“ darauf, dass Sie nicht in die Falle tappen. Wägen Sie rational ab und berücksichtigen Sie primär die zukünftigen Kosten, nicht die vergangenen.
FAZIT:
Menschen hassen es, Entscheidungen rückgängig zu machen oder sich ständig anzupassen oder neu zu denken. Darum halten viele Unternehmer*innen und Führungskräfte an überholten „Sackgassen-Strategien“ fest – und es ist Ihnen manchmal auch nicht einmal bewusst. Treten Sie aus der Falle und nutzen Sie unsere erfolgserprobten Tipps, um zukünftig und rechtzeitig auf die richtige Strategie zu setzen. Überprüfen Sie einmal jährlich mit Ihrem Führungsteam, ob Ihre Strategie (noch) funktioniert oder ob sich Anzeichen für Sturm nähern.
Sehr gerne stehen wir Ihnen dabei mit Rat und Tat zur Seite und begleiten mit Sorgfalt und höchster Professionalität Ihren Strategieprozess.
Mehr zu unserer Strategieberatung finden Sie hier.
Mit besten Grüßen
Ihr
Christoph D. Albrecht, MBA, CMC