Innovationsstau? 3 Eigenschaften liefern Ihnen neue zündende Ideen!
Hand aufs Herz, wann hatten Sie ihre letzte erfolgreiche Innovation?
Im stressigen Alltag innovativ zu sein, ist für viele Unternehmenslenker und Führungskräfte kein einfacher Drahtseilakt. Wie soll man da kreativ an Innovationen arbeiten können? In unserer tagtäglichen Strategiearbeit in unterschiedlichen Branchen und Unternehmensgrößen stoßen wir an unterschiedliche Veränderungs- und Fortschrittskulturen. Nicht selten werden Vorwände wie: „Das haben wir immer schon so gemacht“, „Es läuft ja alles, wie geschmiert, wozu es verändern“ oder „Wir haben keine Zeit“ vorgeschoben, um fehlende Innovationen zu entschuldigen.
Wie aber schaffen es Unternehmen trotzdem permanent über zyklischen Abstände Neuheiten zu produzieren?
Ich möchte Ihnen neben unserer Erfahrung auch aus einer Studie von Clayton M. Christensen, Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Harvard Business School in Boston berichten. Er hat mit seinen Professorenkollegen, Jeffrey Dyer und Hal Gregersen in einer 6-jährigen Studie herausgefunden, was Dauerbrenner, wie Apple, Google, Dell, Amazon etc. anders machen und woher die Quellen der kreativen Geschäftsideen verborgen liegen.
Was zeichnet Innovatoren aus?
Was ich schon vorausschicken möchte ist, dass Innovationsfähigkeit primär weder von der Unternehmensgröße oder von bestimmten und hochwissenschaftlichen Techniken bestimmt ist. Es liegt auch nicht an großen Innovationsabteilungen oder Millionen Euro an Innovationsbudget, die man benötigt. Dauerhaft Innovationen hervorzubringen wird durch eine Form von Veränderungs- und Fortschrittskultur und durch bestimmte Kreativitätstechniken stark begünstigt. Untersuchungen zur Folge geht unsere Fähigkeit kreativ zu denken zu einem Drittel auf unsere Erbanlagen zurück. Die restlichen zwei Drittel werden durch Lernen ausgebildet. Letztendlich ist der Faktor Mensch und seine intrinsische Art und Weise zu denken und zu handeln bestimmend für Innovationen.
Innovative Persönlichkeiten besitzen etwas, das Christensen als „Innovatoren DNS“ bezeichnet. In der Studie wurden die Gewohnheiten von 25 Innovatoren, wie Steve Jobs und Jeff Bezos, mit über 3.000 Gewohnheiten von Führungskräften verglichen. Dabei ergaben sich u.a. jene drei Erfolgseigenschaften, die für Innovationen verantwortlich sind:
- Verknüpfen
- Hinterfragen
- Beobachten
Jeder dieser 3 Eigenschaften kann man sich zur Gewohnheit machen. Es geht nicht primär darum, alle drei Eigenschaften zu beherrschen, sondern jene herauszupicken, die authentisch zu einem passen.
1. Innovation durch „Verknüpfen“
„Mit Verknüpfen ist die Fähigkeit gemeint, Fragen, Probleme oder Ideen unterschiedlichster Art, die anscheinend in keinerlei Beziehung zueinander stehen, erfolgreich miteinander zu verbinden.“ (Christensen, Gregersen & Dyer, 2010, S.59f.)
Steve Jobs beispielsweise handelte u.a. nach diesem Muster und meinte: „Kreativität bedeutet, Dinge miteinander zu verbinden.“ So verband er die Kunst der Kalligrafie, Mediationspraktiken und die raffinierten Details eines Mercedes-Benz miteinander.Die Logik besteht darin, dass man vorher getrennte Dinge miteinander verbindet und so etwas Neues, Drittes schafft. So können Sie beispielsweise mit dem Produkt, dem Nutzen aus dem Produkt, Teile des Produktes, Rohstoffe des Produktes etc. mit nutzenverwandten Produkten oder Anreicherung von neuen Technologien, verbinden, um so auf neue Gedanken und Lösungen zu kommen.
Manchmal kann das „Verknüpfen“ auch so enden, wie bei Mario Moretti Polegato, Gründer von Geox („Der Schuh, der atmet“). Er entdeckte, dass sich das Mikroklima in Schuhen verbessern lässt, indem man Löcher in die Sohle bohrt, und entwickelte daraufhin eine neue Schuhsohle.
2. Innovation durch „Hinterfragen“
Peter Drucker sagte schon einst: „Die wichtige und zugleich schwierige Aufgabe besteht niemals darin, die richtigen Antworten zu finden, sondern darin, die richtigen Fragen zu stellen.“
Michael Dell (Dell Computer) fragte sich beispielsweise, warum ein Computer das Fünffache der Summe seiner Teile kostete. Durch das Hinterfragen und Grübeln um eine Lösung, entdeckte Dell sein revolutionäres Geschäftsmodell.
Fragen sind mit Sicherheit ein sehr mächtiges und wirkungsvolles Instrument für Innovationen.
Drei wesentliche Fragestellungen, die im Rahmen der Studie gefiltert wurden, sind: „Warum?“, „Warum nicht?“ und „Was wäre, wenn?“. Gerade triadische Fragen, auch zirkuläre Fragen genannt, wie beispielsweise „Was wäre, wenn wir das Gewicht des Produktes um die Hälfte verringern, in welcher Weise würde dies wohl seinen Nutzwert verändern?“, bringen Innovatoren dazu, neue Perspektiven zu schaffen.
Ein junger Mann namens Nathan Blecharczyks zog 2006 an die Westküste der USA und brauchte eine Wohnung. Also sah er sich überall um und lernte Joe Gebbia kennen, die gemeinsam eine Wohngemeinschaft gründeten. Brian Chesky kam als dritter in der WG hinzu. Als im Sommer 2007 die Miete für die Wohnung heftig angehoben wurde, zog Blecharczyks aus. Gebbia und Chesky wollten bleiben, hatten aber kein Geld, weil sie keinen festen Job hatten. Nach einer Lösung suchend fragten sie sich, „“Warum nicht einfach das frei gewordene Zimmer kurzfristig untervermieten?“ Und so entstand 2008 Airbnb.
3. Innovation durch „Beobachten“
Durch ständiges „bewusstes Beobachten“ kommen Menschen auf ungewöhnliche Geschäftsideen und Innovationen, indem sie Gegebenheiten genauer unter die Lupe nehmen und vor allem das Verhalten der Verwender beobachten. Sorgfältiges, gezieltes und konsequentes Beobachten von kleinen Verhaltensdetails in den Aktivitäten von Anwendern, lässt Fragen- und Lösungsgedanken für neue oder verbesserte Produkte und Dienstleistungen entstehen.
Ratan Tata baut heute die weltweit billigsten Autos. Die Inspiration, die ihn dazu brachte, wurde geboren, als er beobachtete, wie eine vierköpfige Familie sich schwer tat, sich auf einem einzigen Motorroller zu halten. Und so wurde die Automobilmarke Tata ins Leben gerufen.
Eines Tages stritt sich ein Paar an einem Nachbartisch eines Lokals, da sich einer von beiden auf die Sonnenbrille des anderen setzte und diese somit zu Bruch ging. Ein Tiroler Unternehmer namens Christoph Egger und sein Arbeitskollege befanden sich auf Geschäftsreise und scherzten darüber, dass sie doch doch eine unzerbrechliche Sonnenbrille entwickeln könnten. Zu diesem Zeitpunkt hatten sie bereits ein anderes Produkt aus Kunststoff auf den Markt gebracht und dachten, dass diese Entwicklung einer komplett unzerbrechlichen Sonnenbrille realisierbar sein sollte. Dies war der Beginn von Gloryfy, der „unbreakable“ Sonnenbrille.
Toyota praktiziert diese Eigenschaft mit ihrer Philosophie „genchi genbutsu“, was so viel wie „hingehen und selbst nachschauen“ bedeutet. Häufiges direktes Beobachten ist ein fester Bestandteil der Toyota Kultur.
Auch bei Hilti ist „Beobachten“ ein wichtiger Erfolgsfaktor. Deshalb beobachtet das weltweit erfolgreiche Familienunternehmen nach eigenen Aussagen Kunden bei der Arbeit, um mittels tiefer Kundenkenntnis Potenziale für Innovationen zu erkennen.
Um Ihre Beobachtungsgabe zu schärfen, schauen Sie sich an, wie beispielsweise bestimmte Kunden ein Produkt oder eine Dienstleistung in der gewohnten Umgebung erleben und nutzen, oder beobachten Sie wie bestimmte Kunden nach bestimmten Produkte oder Dienstleistung suchen und wie sie den Kaufprozess erleben. Verbringen Sie genügend Zeit, um zu verfolgen, welche Aufgaben Kunden zu lösen versuchen. Urteilen Sie nicht vorschnell über das, was Sie sehen. Beobachten Sie alles so neutral wie möglich. Fragen Sie sich: „Was ist anders als das, was ich erwartet habe?“
Sie sehen schon, dass die zündende Idee nicht primär von Technologien oder Budgets abhängigen. Sie selbst können sich diese Fähigkeit aneigenen. Entwickeln Sie ihre eigenen Entdecker- und Innovationsqualitäten. Zwar gibt es Menschen, denen innovatives Denken angeboren scheint, aber es kann auch nur durch Übung entwickelt und gestärkt werden. Entscheidend ist dabei, permanent jene Eigenschaften zu üben, auf die Sie sich konzentrieren möchten und die zu Ihnen passen.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg dabei und freue mich, wenn es Ihnen dadurch gelingt neue Lösungswege zu entdecken.
Mit besten Grüßen
Christoph Albrecht